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Die Hornlosigkeit

Die genetische Hornlosigkeit


1. Vererbungsregeln für die praktische Zucht


Vier verschiedene Genorte beeinflussen den Hornstatus (Hörner, hornlos, Wackelhorn) des Rindes, von denen bei unseren gängigen Rassen nach heutigem Stand folgende drei von Bedeutung sind:

 

 

1.1 Der Genort H

Der Genort H ist für die Ausbildung der mit dem Stirnbein verwachsenen echten Hörnern verantwortlich. Er ist bei allen Rindern - ob gehörnt oder hornlos - homozygot (HH) vorhanden.

 

1.2 Der Genort P

Der Genort P (auch P-Locus genannt, P steht für polled = hornlos) ist entscheidend für das Auftreten hornloser Rinder. P ist dominant über H, d.h. wenn mindestens ein Allel P am Hornlos-Genort vorhanden ist, bekommt das Rind keine normalen Hörner. Die Ausbildung von sog. Wackelhörnern ist jedoch möglich.

Ein fehlendes Hornlos-Gen wird mit p (als Kleinbuchstabe) dargestellt.

 

Die gebräuchlichen Hornloskürzel zur Darstellung des Hornstatus-Genotyps am P-Locus:

 

PP = homozygot (reinerbig) hornlos

Pp = heterozygot (mischerbig) hornlos

P = phänotypisch sauber hornlos, der exakte Genotyp (PP oder Pp) ist noch nicht bekannt

 

Tiere von Eltern, die beiderseits als homozygot hornlos erkannt sind, können vorzeitig als PP eingestuft werden.

 

Sind dagegen die Eltern genetisch hornlos, aber nicht beide homozygot, wird der hornlose Nachkomme mit P gekennzeichnet. Über seine Nachkommen wird in vielen Fällen der exakte Status (Pp oder PP) ersichtlich.

 

Ist ein Elternteil gehörnt, der andere genetisch hornlos (PP, P, Pp, PS) so hat ein sauber hornloser Nachkomme stets den Hornstatus Pp.

 

 

1.3 Der Genort S

Rinder, die keine herkömmlichen Hörner bekommen, können entweder sauber hornlos sein oder Zwischenformen wie Wackelhörner (WH) oder Stirnbeulen aufweisen. Verantwortlich für die Ausprägung von Wackelhörnern WH ist das Wackelhorngen S (S steht für Scurs = Wackelhörner). WH kommen nur bei genetisch hornlosen Tieren zur Ausprägung. S wirkt dabei epistatisch (überlagernd) über P.

 

WH werden in Abhängigkeit vom Geschlecht des Rindes vererbt: Während bei männlichen Tieren ein vorhandenes S-Allel in Abhängigkeit vom P-Locus ausreichen kann, damit Wackelhörner auftreten, sind bei weiblichen Tieren gemäß den Vererbungsmodellen beide Allele nötig.

 

Ein Tier mit WH gilt im Vergleich zu den gehörnten als genetisch hornlos (P), wobei das aufgetretene Wackelhorn mit dem Kürzel S angegeben wird:

 

PS = genetisch hornlos mit Wackelhorn-Ausprägung

(Kruste(n), kleine bis große Wackelhörner)

 

Die Spannbreite üblicher Wackelhornausprägungen reicht von fingernagelgroßen Krusten bis zu Wackelhörnern mit über 10 cm Länge. Klassische Wackelhörner weisen keine knöcherne Verbindung mit dem Stirnbein auf.

 

Für die praktische Zuchtarbeit genügt zunächst die Kenntnis der Vererbung des P-Locus. Wackelhorn-Tiere können beim Aufbau eines hornlosen Bestandes problemlos toleriert werden, denn auch sie besitzen das erwünschte Hornlosgen P.

Mit zunehmender Ausweitung der genetischen Hornlosigkeit im Bestand bzw. in der Population sollten dann sauber hornlose Zuchttiere bei vergleichbarer Abstammung und Leistung für die Weiterzucht bevorzugt werden.

 

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2. Vererbung der Hornlosigkeit (P-Locus) im Überblick
Hornstatus Elternteil 1  Hornstatus Elternteil 2  Hornstatus Nachkommen  Hornstatus Nachkommen 
Genotyp (Phänotyp)  Genotyp (Phänotyp)  Genotyp  Phänotyp 
PP (hornlos)  PP (hornlos)  100 % PP   alle hornlos 
PP (hornlos)  Pp (hornlos)  50 % PP  alle hornlos 
    50 % Pp   alle hornlos 
PP (hornlos)  pp (gehörnt)   100 % Pp 
alle hornlos 
Pp (hornlos)  Pp (hornlos)  25 % PP  hornlos 
    50 % Pp   hornlos 
    25 % pp   gehörnt 
Pp (hornlos)  pp (gehörnt)   50 % Pp   hornlos 
    50 % pp   gehörnt 
       
       
Quelle: www.lfl.bayern.de



                                                                                                                                                
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